Deutschland stellt sich einem Medienbericht zufolge nicht länger gegen den geplanten Verkauf von Eurofighter-Kampfjets an die Türkei. Damit könnte ein seit Jahren auf Eis liegender Rüstungsdeal Realität werden, berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Regierungskreise und die Rüstungsindustrie.
Die neue Bundesregierung unter Bundeskanzler Friedrich Merz signalisiert demnach eine offenere Haltung gegenüber Rüstungsexporten. Dies markiert einen politischen Kurswechsel gegenüber der vorherigen Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP, die sich aus politischen Gründen gegen den Export von Eurofightern an die Türkei ausgesprochen hatte.
Nach Informationen des Handelsblatts steht die Exportgenehmigung nun kurz bevor. Auch ein Treffen zwischen dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und Kanzler Merz am Rande des NATO-Gipfels in Den Haag soll den Prozess beschleunigt haben. Erdoğan sprach im Anschluss von „konstruktiven Gesprächen“ mit Großbritannien und Deutschland über den Eurofighter und kündigte baldige Schritte an.
Die Türkei hatte Anfang des Jahres offiziell rund 40 Eurofighter Typhoon angefragt. Der Kampfjet wird gemeinsam von Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien entwickelt. Für eine Ausfuhr ist die Zustimmung aller vier Partnerländer erforderlich.
Besonders betroffen von einem möglichen Export wäre der deutsche Rüstungskonzern Airbus Defence and Space mit Sitz in Manching, der rund 20 Prozent der zentralen Komponenten des Eurofighters produziert. Für Airbus ist der Auftrag von großer Bedeutung, da zusätzliche internationale Bestellungen zur Sicherung der Produktion und Weiterentwicklung des Jets beitragen würden. Konzernchef Michael Schöllhorn hatte Deutschlands restriktive Rüstungsexportpolitik mehrfach kritisiert und eine Lockerung bei Ausfuhren an NATO-Partner gefordert.
Obwohl der Eurofighter weltweit über 600 Mal ausgeliefert wurde, bleibt seine internationale Reichweite im Vergleich zum US-amerikanischen F-35 begrenzt. Letzterer verzeichnet über 3.000 Bestellungen weltweit. Die Türkei war ursprünglich Teil des F-35-Programms, wurde jedoch nach dem Kauf des russischen S-400-Luftabwehrsystems vom Programm ausgeschlossen.
Der Eurofighter-Deal gilt nun als Chance, die Türkei wieder stärker in europäische Verteidigungsstrukturen zu integrieren. Ein hochrangiger deutscher Verteidigungsbeamter erklärte gegenüber dem Handelsblatt, dass der Verkauf ein Signal für erneuerte industrielle Zusammenarbeit sei.
Auch innerhalb der NATO wird Deutschlands Initiative zur Schaffung klarerer Exportregeln unter europäischen Partnern begrüßt. Ein Sprecher des Bündnisses erklärte, solche Vereinbarungen könnten künftige Rüstungskooperationen erleichtern – ähnlich wie bereits zwischen Deutschland und Frankreich.
Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung wird die Türkei als wichtiger NATO-Partner bezeichnet. Man strebe eine Revitalisierung der bilateralen Beziehungen und eine stärkere Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich an.
Obwohl die formale Zustimmung aller Partnerländer noch aussteht, deuten die politischen Signale aus Berlin und Ankara auf eine baldige Einigung hin. Der Deal könnte nicht nur Europas Verteidigungsindustrie stärken, sondern auch neue Gesprächskanäle zwischen der Türkei und ihren europäischen Partnern eröffnen.
No comments