Auf Anweisung der Generalstaatsanwaltschaft von İzmir ist eine großangelegte Operation wegen des Verdachts auf „Korruption“ und „Amtsmissbrauch“ gegen die Stadtverwaltung von İzmir eingeleitet worden. Im Zentrum der Ermittlungen steht die Amtszeit des früheren Oberbürgermeisters Tunç Soyer.
Im Zuge der Untersuchung wurden Haftbefehle gegen insgesamt 120 Personen erlassen. Auch der damalige Oberbürgermeister von İzmir, Tunç Soyer, sowie der Vorsitzende der CHP-Provinzorganisation in İzmir, Şenol Aslanoğlu, wurden am frühen Morgen in Gewahrsam genommen.
“Erneut mit einer Razzia im Morgengrauen aufgewacht”
Der CHP-Abgeordnete Murat Bakan äußerte sich auf sozialen Medien mit deutlichen Worten:
“Wir sind wieder einmal mit einer Operation im Morgengrauen aufgewacht. Unser ehemaliger Oberbürgermeister von İzmir, Tunç Soyer, führende Verwaltungsbeamte aus jener Zeit sowie unser Provinzvorsitzender Şenol Aslanoğlu wurden mit den ersten Strahlen des Tageslichts festgenommen.”
“Wir erleben einen Prozess, der den Ereignissen in Istanbul gleicht. Wenn man sich die festgenommenen Personen und die gegen sie erhobenen Vorwürfe ansieht, wird deutlich, dass es sich um Themen handelt, die seit langem öffentlich diskutiert, wiederholt erklärt, untersucht oder politisch debattiert wurden.”
“Es besteht keinerlei Fluchtgefahr. Diese Menschen sind öffentlich bekannte Persönlichkeiten mit festem Wohnsitz, sie stehen täglich im Kontakt mit der Bevölkerung. Hätte man sie vorgeladen, wären sie selbstverständlich erschienen. Die in der Morgendämmerung vollzogenen Festnahmen sind keine juristische Notwendigkeit, sondern eine bewusste politische Entscheidung.”
“Wir nehmen den ersten Flug nach İzmir”
Weiter erklärte Murat Bakan:
“Staatspräsident Erdoğan hatte vor wenigen Tagen bereits erklärt: “Nicht nur Istanbul, auch andere Städte sind ein Desaster” – und damit diese Operationen aus dem Präsidentenpalast heraus angedeutet. Das heutige Bild ist kein Ausdruck von Rechtsstaatlichkeit, sondern das Resultat einer Justiz, die auf Befehl handelt.”
“Wir kämpfen für eine unabhängige Justiz. Doch die Realität zeigt uns, dass dies bislang nur ein Wunsch geblieben ist. Wir nehmen jetzt den ersten Flug nach İzmir. Wir werden unseren Freunden beistehen, ihnen zur Seite stehen. Unseren Zusammenhalt und unseren Widerstand gegen diese Rechtswidrigkeit werden wir mit Entschlossenheit fortsetzen.”
Korruptionsermittlungen in İzmir weiten sich aus – Festnahmen auch in Manisa
Die von der Generalstaatsanwaltschaft İzmir geführten Ermittlungen wegen mutmaßlicher Korruptions- und Amtsmissbrauchsvorwürfe gegen die Stadtverwaltung Izmir haben nun auch benachbarte Provinzen erfasst. Im Zuge der İzmir-zentrierten Untersuchungen wurde Ulaş Aydın, stellvertretender Generalsekretär der Stadtverwaltung Manisa, festgenommen.
Im Zentrum der Ermittlungen stehen insbesondere die kommunale Gesellschaft İZBETON A.Ş., eine Tochtergesellschaft der Stadt İzmir, sowie verschiedene genossenschaftliche Projekte. Die Vorwürfe richten sich gegen rechtswidrige Verwendung öffentlicher Mittel und die strukturelle Verflechtung kommunaler Ressourcen mit parteinahen Vorhaben.
Die Festnahmen erfolgten auf Anordnung der Staatsanwaltschaft am Morgen des 1. Juli 2025. Insgesamt wurden Haftbefehle gegen 157 Personen erlassen.
Auf der Liste der Verdächtigen befinden sich neben dem ehemaligen Oberbürgermeister von İzmir, Tunç Soyer, auch der Vorsitzende der CHP-Provinzorganisation İzmir, Şenol Aslanoğlu, sowie eine Vielzahl hochrangiger Verwaltungsbeamter der Stadtverwaltung. Auch der Name von Ulaş Aydın aus Manisa wurde im Rahmen der Ermittlungen in die Fallakte aufgenommen.
Den Beschuldigten werden nach Angaben aus Justizkreisen unter anderem „Manipulation von Ausschreibungsverfahren“, „gewerbsmäßiger Betrug“ sowie „Verursachung öffentlicher Schäden im Rahmen organisierter Kriminalität“ zur Last gelegt. Die Ermittlungen dauern an.

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