Mit Gerichtsbeschluss eingesetzter Treuhänder Tekin erzwingt Zugang zur CHP-Zentrale in Istanbul
Mit einem Gerichtsbeschluss als Treuhänder an die Spitze der Istanbuler CHP-Provinzorganisation berufen, erschien Gürsel Tekin in einem schwarzen Transporter vor dem Gebäude der Republikanischen Volkspartei (CHP). Nachdem er vor Ort eine Presseerklärung abgegeben hatte, setzte die Polizei Schlagstöcke, Pfefferspray und Plastikgeschosse gegen die Anhänger der Partei ein und räumte das Gelände. Erst danach konnte Tekin gewaltsam in das Gebäude eindringen.
Der Treuhänder, der zuvor beteuert hatte, „nicht im Schutz der Polizei eintreten“ zu wollen, zog schließlich unter dem Geleit hunderter Bereitschaftspolizisten in die CHP-Provinzzentrale ein.
Das 45. Zivilgericht hatte die im vergangenen Jahr gewählte CHP-Führung um Özgür Çelik vorläufig ihres Amtes enthoben. Stattdessen wurden fünf Treuhänder eingesetzt, darunter der frühere CHP-Politiker Gürsel Tekin.
Treuhänder in der Parteizentrale
Zuvor hatte Tekins Anwalt bei der Provinzverwaltung und der Polizeidirektion die Umsetzung der gerichtlichen Entscheidung beantragt. Beamte an seiner Seite suchten daraufhin die Parteizentrale auf. Proteste begleiteten ihr Erscheinen. Tekin selbst wandte sich in einer kurzen Erklärung an die Öffentlichkeit und kehrte anschließend zunächst zu seinem Wagen zurück. Wenig später stellte er sich erneut, diesmal in Begleitung der Polizei, vor das Gebäude. Die Beamten gingen dabei mit Pfefferspray und Plastikgeschossen gegen die vor Ort versammelten Bürger vor.
„Wir wollen Probleme lösen“
Während Polizeikräfte in das Gebäude vordrangen, beantwortete Tekin Fragen von Journalisten am Eingang. „Wir wollen Probleme lösen. Derzeit gibt es eine aufgeheizte Stimmung, die jedoch nicht von den CHP-Mitgliedern ausgeht. In wenigen Tagen werden wir uns mit unseren Brüdern verständigen. Wir sind ein Gremium, das rechtlich eingesetzt wurde. Alle unsere Kontakte dienten dazu, diese negativen Entwicklungen zu verhindern. Wir sind hier, um die Schwierigkeiten zu unterbinden, die unsere Parteifreunde erfahren“, erklärte Tekin. Er kündigte an, nach vollständiger Räumung des Gebäudes ein persönliches Gespräch mit Özgür Çelik führen zu wollen.
Obwohl Tekin vor dem Parteigebäude eintraf, verließ er zunächst seinen Kleinbus nicht. Parteifunktionäre und Abgeordnete, die sich vor dem Eingang versammelt hatten, reagierten mit einer Sitzblockade und verwehrten den Beamten an Tekins Seite den Zutritt.
Polizeieinsatz und kurze Handgreiflichkeiten
Am Hintereingang griff die Polizei eine dort versammelte Gruppe mit Pfefferspray an. Dabei kam es zu kurzen Handgreiflichkeiten. Unterdessen wurden die Sicherheitsvorkehrungen rund um die Parteizentrale verschärft. Die Spannungen zwischen den Anhängern der CHP und den Sicherheitskräften dauerten an und verschärften sich während Tekins erzwungenem Eintritt in das Gebäude weiter.
Sitzblockade gegen den Treuhänder
Um 12.25 Uhr kündigte Gürsel Tekin auf seinem Social-Media-Kanal an: „Ich bin unterwegs, ich gehe zur Istanbuler CHP-Zentrale.“ Kurz darauf stellten Parteifunktionäre und Abgeordnete Stühle vor den Eingang und begannen mit einer Sitzblockade. Als Tekin sich dem Gebäude gegen 12.30 Uhr näherte, griffen Einheiten der Bereitschaftspolizei die am Hintereingang sitzende Gruppe an. Erneut kam es zu einer kurzen Auseinandersetzung.
Tekin zieht vor Gericht
Während CHP-Anhänger mit Mahnwachen weiter versuchten, den Zutritt des Treuhänders zu verhindern, wandte sich Tekin an das Gericht. In seinem Antrag forderte er: „Um mein Amt ausüben zu können, lassen Sie mir bitte eine Ausfertigung der Entscheidung zukommen.“ Parallel dazu wurde der CHP die offizielle Benachrichtigung über den Treuhänder zugestellt.
                                    
                                        
        
        
                
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