Türkische Girlband „Manifest“ unter Auflagen freigelassen

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Die Mitglieder der türkischen Girlband Manifest sind nach ihrer Aussage bei der Staatsanwaltschaft zwar freigelassen worden, stehen jedoch unter gerichtlicher Aufsicht. Wie der türkische Dienst der BBC berichtet, gilt für die sechs jungen Frauen ein Ausreiseverbot; zudem müssen sie sich regelmäßig bei der Polizei melden. Hintergrund ist ein Ermittlungsverfahren wegen angeblicher „Unanständigkeit“.

Ermittlungen wegen „öffentlicher Anstößigkeit“

Die Istanbuler Generalstaatsanwaltschaft hatte nach dem jüngsten Auftritt der Gruppe Ermittlungen wegen „obszöner Handlungen“ und „öffentlicher Unanständigkeit“ eingeleitet. Türkische Strafverfolger werfen den Künstlerinnen vor, ihre Tanz- und Bühnenshows seien ein „Angriff auf die öffentliche Moral und Sittsamkeit“, könnten „Gefühle von Scham und Keuschheit verletzen“ und Kinder sowie Jugendliche negativ beeinflussen.

Stellungnahme der Band

In einer Erklärung auf X betonte die Band am Dienstag, man habe die Aussage bei der Staatsanwaltschaft gemacht und sei nun frei, habe aber „niemals die Absicht gehabt, jemanden zu beleidigen oder gesellschaftliche Sensibilitäten zu missachten“. Manifest beschrieb sich als Gruppe, die „Menschen durch Tanz und Musik zusammenbringen“ wolle. Ihr größter Traum sei es, „die Türkei weltweit erfolgreich zu repräsentieren“. Die Musikerinnen zeigten sich bestürzt über die Kontroverse und dankten ihren Fans für die Unterstützung.

Zensur in sozialen Medien

Am 7. September hatte das 6. Friedensstrafgericht in Ankara Beiträge auf X mit Videos des Konzerts blockiert. Begründet wurde dies mit Gründen der nationalen Sicherheit und der öffentlichen Ordnung, wie die Initiative EngelliWeb des Vereins für Meinungsfreiheit (İFÖD) mitteilte.

Wachsende Kritik an Einschränkungen der Kunstfreiheit

Manifest, eine sechsköpfige Band, die erst Anfang dieses Jahres gegründet wurde, erlangte durch ihren Auftritt in der TV-Show Big5 Türkiye Bekanntheit und tritt seitdem regelmäßig live auf. Der Fall sorgt für neue Kritik an den türkischen Behörden, denen vorgeworfen wird, künstlerische Ausdrucksformen zunehmend unter dem Vorwand weit gefasster Moralgesetze zu kontrollieren.

 

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