Ein türkisches Gericht hat auf Antrag des Familien- und Sozialministeriums die Sperrung des Songs „Perperişan“ des populären Sängers Mabel Matiz auf digitalen Plattformen angeordnet. Betroffen sind unter anderem YouTube, Spotify und Apple Music, berichtete die Plattform EngelliWeb. Grundlage ist Artikel 8/A des türkischen Internetgesetzes.
Das Ministerium argumentierte, die Liedtexte könnten „Familienwerte gefährden, Kinder und Jugendliche negativ beeinflussen, die öffentliche Ordnung stören und Empörung in der Gesellschaft hervorrufen“. Zudem seien Beschwerden über das Lied über das Bürgerportal CİMER eingegangen. Konkrete Textstellen, die als problematisch gelten, nannte das Ministerium nicht.
Matiz weist Vorwürfe zurück
Mabel Matiz reagierte auf X und erklärte, seine Texte seien „bewusst falsch interpretiert“ worden. „Dieses Lied ist eine metaphorische Liebesgeschichte in der Tradition der türkischen Volksliteratur“, so der Sänger. Kunst und Literatur lebten davon, dass jede:r Zuhörer:in eigene Bedeutungen finden könne.
Kritik an Zensurpraxis
Die Entscheidung zeigt erneut, wie weitreichend die Zensurbefugnisse der türkischen Behörden sind. Kritiker verweisen auf die vage und willkürliche Anwendung des Internetgesetzes, das es erlaubt, Inhalte zu sperren, die als jugendgefährdend oder „unmoralisch“ gelten.
In den vergangenen Jahren wurden bereits mehrfach Musikvideos verboten oder Sender mit hohen Geldstrafen belegt. Streamingdienste wie Netflix und Spotify unterliegen strengen Lizenzauflagen. Internationale Organisationen kritisieren die Eingriffe als Einschränkung der künstlerischen Freiheit und Meinungsäußerung.
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