Das türkische Außenministerium hat Israel am Mittwoch scharf angegriffen und die Abfangaktion der israelischen Marine gegen die Global Sumud-Flottille als „Terrorakt“ und schwerste Verletzung des Völkerrechts bezeichnet.
„Der Angriff israelischer Streitkräfte in internationalen Gewässern auf die Global Sumud-Flottille, die humanitäre Hilfe für die Menschen in Gaza bringen wollte, ist ein Terrorakt, der das Leben unschuldiger Zivilisten gefährdet und das internationale Recht in gravierender Weise verletzt“, hieß es in der offiziellen Stellungnahme aus Ankara.
Hintergrund: Die Global Sumud-Flottille
Die Flottille umfasst rund 45 Schiffe mit Politikern und Aktivisten aus 44 Ländern, darunter auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. Sie war im September aus Spanien ausgelaufen, um die seit 18 Jahren bestehende israelische Seeblockade des Gazastreifens zu durchbrechen und dringend benötigte Hilfsgüter in das Küstengebiet zu bringen.
Nach einem Zwischenstopp in Tunesien, wo die Organisatoren von zwei Drohnenangriffen berichteten, setzte die Flottille am 15. September ihre Fahrt fort.
Angriff in internationalen Gewässern
Am Mittwochabend gegen 20.30 Uhr griff die israelische Marine die Flottille in internationalen Gewässern, etwa 69 Seemeilen vor Gaza, ab. Laut den Organisatoren wurden 13 Boote mit rund 200 Personen an Bord – darunter viele Spanier, Italiener und 25 türkische Aktivisten – von israelischen Einsatzkräften übernommen.
Unter den gestoppten Schiffen befand sich auch das Boot von Greta Thunberg, wie Aufnahmen der israelischen Regierung zeigen. Das Außenministerium in Tel Aviv teilte auf X mit, die Schiffe und ihre Passagiere seien „sicher in einen israelischen Hafen eskortiert“ worden.
Weitere Schiffe setzen Kurs fort
Trotz der Intervention erklärten die Organisatoren am frühen Donnerstagmorgen, dass 30 Boote weiterhin auf dem Weg nach Gaza seien, nur noch 46 Seemeilen von der Küste entfernt. „30 boats still sailing strong“, schrieb die Flottille um 3:20 Uhr Ortszeit auf X.
Sprecher Saif Abukeshek erklärte in einer Videobotschaft: „Unsere Mission geht weiter. Sie sind entschlossen, motiviert und tun alles, um die Blockade zu durchbrechen.“
Internationale Reaktionen
Die Türkei verurteilte das Vorgehen als „Akt des Staatsterrorismus“. Außenminister Hakan Fidan betonte, das Vorgehen Israels gefährde das Leben von Zivilisten und sei ein „eklatanter Bruch internationalen Rechts“.
In Spanien und Italien kam es zu Protesten: In Rom versammelten sich Hunderte Unterstützer der Flottille, in Neapel blockierten propalästinensische Demonstranten zeitweise den Hauptbahnhof. Gewerkschaften riefen für Freitag zu einem weiteren Streik auf.
Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro kündigte an, alle verbliebenen israelischen Diplomaten des Landes auszuweisen.
Italien und Spanien hatten zuvor ihre militärische Begleitung zurückgezogen und die Aktivisten aufgefordert, nicht in die von Israel deklarierte Sperrzone von 150 Seemeilen vor Gaza einzudringen. Die Organisatoren bezeichneten dies als „Sabotage“ ihres Vorhabens.
Symbolträchtige Mission
Die Global Sumud-Flottille hatte schon im Vorfeld angekündigt, sich nicht einschüchtern zu lassen. Aktivist Thiago Avila erklärte in einer Sprachnachricht: „Wir sind uns des Risikos bewusst, aber wir bleiben gewaltfrei. Unser Ziel ist ein humanitärer Korridor.“
Israel hatte bereits im Juni und Juli ähnliche Hilfsflotten gestoppt. Die jetzige Aktion gilt als die bislang größte und symbolträchtigste Konfrontation im Mittelmeer seit Jahren.

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