Türkei rutscht im Weltindex für Pressefreiheit auf Platz 159 ab – Einstufung als „sehr ernst“

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Im aktuellen Weltindex für Pressefreiheit 2025 der internationalen Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) belegt die Türkei Platz 159 von insgesamt 180 Ländern – und fällt damit erneut in die Kategorie „sehr ernst“. Grund dafür sind anhaltende Repressionen gegen Medienschaffende und eine zunehmend restriktive Medienlandschaft.

Der Bericht, der am 2. Mai anlässlich des Internationalen Tags der Pressefreiheit veröffentlicht wurde, dokumentiert eine besorgniserregende Entwicklung: Nachdem die Türkei im Vorjahr noch leicht auf Platz 158 vorgerückt war, verschlechterte sich ihre Position 2025 erneut. Seit 2002, als die Türkei sich noch auf Rang 99 befand, hat sich die Lage kontinuierlich verschlechtert. 2016 fiel sie auf Platz 151, 2023 gar auf Platz 165.

Wirtschaftlicher Druck, politische Einflussnahme

RSF-Türkei-Vertreter Erol Önderoğlu äußerte sich besorgt über den „nicht zu bremsenden Abstieg“ im Ranking. „Die wirtschaftliche Abhängigkeit der Medien, selektive staatliche Unterstützung durch Anzeigenvergabe, willkürliche Geldstrafen gegen kritische Medien und fehlende Modelle zur Förderung unabhängiger Plattformen haben die Medienlandschaft in eine gefährliche Fragilität gestürzt“, erklärte Önderoğlu. Hinzu kämen die „anhaltenden juristischen und physischen Repressionen“, die den Journalismus zermürben.

Der Experte warnte vor einer zunehmenden Monopolisierung der Meinung: „Die größte Gefahr, der wir uns stellen müssen, ist die drohende Einheitsstimme in der Medienwelt.“

Globale Trends: Plattformen und Eigentumskonzentration

Auch weltweit steht es schlecht um die Medienfreiheit. Die Dominanz großer Technologiekonzerne wie Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft (GAFAM) untergräbt laut RSF die wirtschaftliche Basis des Journalismus. Allein 2024 stiegen die Werbeausgaben auf sozialen Plattformen um 14 Prozent auf 247,3 Milliarden US-Dollar – ein Großteil davon fließt nicht mehr an klassische Medienhäuser.

Neben der ökonomischen Schwächung tragen diese Plattformen auch zur Verbreitung manipulativer oder irreführender Inhalte bei und verstärken so das Problem der Desinformation.

Selbst in demokratischen Staaten wie Australien (Platz 29), Kanada (21) oder Finnland (5) beobachtet RSF mit Sorge die wachsende Konzentration von Medieneigentum. In Frankreich kontrollieren acht vermögende Unternehmer inzwischen 81 Prozent der nationalen Zeitungsauflage – mit Folgen für die Meinungsvielfalt und redaktionelle Unabhängigkeit.

Weltkarte färbt sich rot

Laut RSF gilt die Lage der Pressefreiheit in 42 Ländern – in denen über die Hälfte der Weltbevölkerung lebt – als „sehr ernst“. Darunter fallen Regionen, in denen unabhängiger Journalismus kaum noch möglich oder lebensgefährlich ist.

Ein drastisches Beispiel liefert Palästina (Platz 163), wo das israelische Militär laut RSF seit 18 Monaten eine gezielte Medienunterdrückung betreibt. Mindestens 43 Journalistinnen und Journalisten wurden während ihrer Arbeit getötet, Medienberichterstattung aus dem Gazastreifen wird massiv eingeschränkt. Israel selbst fiel im Ranking um elf Plätze auf Rang 112.

Auch mehrere ostafrikanische Länder wie Uganda (143), Äthiopien (145) und Ruanda (146) wurden dieses Jahr erstmals in die „sehr ernst“-Kategorie eingestuft. Hongkong (140) ist nun in derselben bedrohlichen Zone wie China (178), Nordkorea (179) und Eritrea (180). In Zentralasien fielen Kirgistan (144) und Kasachstan (141) negativ auf. In der arabischen Welt sorgte Jordanien mit einem Absturz um 15 Plätze auf Rang 147 für Schlagzeilen – Grund seien verschärfte Gesetze zur Einschränkung der Medienfreiheit.

Ein düsteres Signal für die Demokratie

Der aktuelle Index ist ein deutliches Warnsignal für die Pressefreiheit weltweit und zeigt, wie zentral unabhängiger Journalismus für demokratische Gesellschaften bleibt. Die Türkei ist dabei eines der markantesten Beispiele für einen Rückzug von Vielfalt, Kritik und Transparenz im öffentlichen Raum.

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