DEUTSCHE BOLD – Cebrail Ider, ein ehemaliger türkischer Polizist, der in Österreich Asyl beantragt hat, steht vor der Abschiebung nach Bulgarien. Dort wurde sein ursprünglicher Asylantrag bereits abgelehnt. Sollte er dorthin zurückgeführt werden, besteht die Möglichkeit, dass er anschließend in die Türkei abgeschoben wird.

Ider war in der Türkei im Zuge der groß angelegten Säuberungswellen gegen mutmaßliche Gegner der Regierung inhaftiert worden. Ihm wurde eine Nähe zur Gülen-Bewegung vorgeworfen, die von der türkischen Regierung für den Putschversuch von 2016 verantwortlich gemacht wird. Nach seiner Festnahme verbrachte er 27 Monate im Gefängnis, obwohl er nach eigenen Angaben nicht in strafbare Aktivitäten verwickelt war. Nach seiner Freilassung konnte er keine Arbeit finden und war von staatlichen Sozialleistungen ausgeschlossen.

Menschenrechtsorganisationen betonen, dass bulgarische Behörden bislang keinem politischen Flüchtling aus der Türkei Asyl gewährt haben. Im Rahmen des Dublin-Verfahrens könnte Österreich Ider dennoch nach Bulgarien zurückführen, was nach Einschätzung seiner Unterstützer eine Abschiebung in die Türkei und erneute Inhaftierung zur Folge haben könnte. Seit dem Putschversuch von 2016 wurden in der Türkei Zehntausende Angehörige der Justiz, Polizei und Verwaltung entlassen oder inhaftiert.

Ider, der verheiratet ist und ein Kind hat, sieht für sich und seine Familie keine sichere Zukunft in der Türkei. Menschenrechtsorganisationen fordern daher eine sorgfältige Prüfung seines Falls und den Verzicht auf eine voreilige Abschiebung. Die österreichischen Behörden haben sich bislang nicht öffentlich zu dem Verfahren geäußert.

Die Gülen-Bewegung, die sich auf die Lehren des islamischen Gelehrten und Denkers Fethullah Gülen stützt, und sich selbst als Hizmet-Bewegung (türkisch: Dienst) bezeichnet, wird von der türkischen Erdoğan-Regierung beschuldigt, den gescheiterten Putschversuch vom 15. Juli 2016 angeführt zu haben und ist einer massiven Hexenjagd ausgesetzt. Während Ankara die Bewegung als „terroristische Organisation“ einstuft, weist diese jede Beteiligung am Putsch entschieden zurück und wird von keinem westlichen Land als terroristisch eingestuft.