Inhaftierter Unternehmer Osman Kavala erhält Goethe-Medaille 2025

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Der türkische Unternehmer und Kulturmäzen Osman Kavala wird mit der Goethe-Medaille 2025 ausgezeichnet, wie das Goethe-Institut am Dienstag bekanntgab. Die offizielle Ehrung der Bundesrepublik Deutschland würdigt herausragende Beiträge zum internationalen Kulturaustausch.

Kavala, der in der Türkei eine lebenslange Haftstrafe ohne Aussicht auf Bewährung verbüßt, wurde gemeinsam mit der chinesischen Linguistin Li Yuan und dem belgischen Autor David Van Reybrouck ausgewählt. Die Anklagen gegen Kavala – insbesondere wegen seiner angeblichen Rolle bei den Gezi-Park-Protesten 2013 – gelten international als politisch motiviert. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte und zahlreiche Menschenrechtsorganisationen fordern seit Jahren seine Freilassung.

Eine Jury unter Leitung des deutschen Autors und Kurators Thomas Oberender lobte Kavala als „unermüdlichen Initiator“, der auch in der Haft weiterhin kulturellen Raum schaffe und die Zivilgesellschaft unterstütze.

2002 gründete Kavala die Organisation Anadolu Kültür, die sich der Förderung kultureller Vielfalt, der Menschenrechte und der Versöhnung innerhalb der Türkei sowie mit ihren Nachbarn verschrieben hat. Zu den Projekten zählen unter anderem das Kunstzentrum in Diyarbakır und der Istanbuler Ausstellungsraum Depo.

Trotz seiner Verhaftung im Jahr 2017 und der Verurteilung zu lebenslanger Haft im Jahr 2022 bleibt Kavalas Werk laut Goethe-Institut ein „zentraler Beitrag zu Frieden und Verständigung in der Region“.

Die Verleihung der Medaille findet am 28. August 2025 in Weimar statt – dem Geburtstag von Johann Wolfgang von Goethe. Zum 70. Jubiläum wird die Zeremonie erstmals öffentlich im Rahmen des Kunstfests Weimar abgehalten.

Die Präsidentin des Goethe-Instituts, Gesche Joost, würdigte die Preisträger als Vertreter „mutiger Wege“, Gesellschaft durch Sprache, Kunst und bürgerschaftliches Engagement zu gestalten.

Die chinesische Germanistin Li Yuan hat die Vermittlung der deutschen Sprache in China grundlegend erneuert. David Van Reybrouck gilt als Vordenker einer partizipativen Demokratie und erforscht globale historische Zusammenhänge, die politische Diskurse beeinflussen.

Die Auszeichnung wird auch als symbolischer Widerspruch gegen autoritäre Tendenzen verstanden – insbesondere angesichts von Kavalas weiterhin andauernder Inhaftierung.

Für Kontroversen sorgte im Vorfeld die südafrikanische Autorin Zukiswa Wanner, die 2020 als erste Frau vom afrikanischen Kontinent mit der Goethe-Medaille geehrt wurde. Sie gab die Auszeichnung 2024 zurück – aus Protest gegen die deutsche Unterstützung für Israels Militäreinsatz im Gazastreifen. Wanner warf der Bundesregierung eine „unkritische Haltung“ gegenüber Israel vor und erklärte, die Beibehaltung der Medaille sei mit ihren Werten nicht vereinbar.

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