Türkisch-italienische Drohnenallianz unter Kritik wegen Verbindungen zu Israel

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Der türkische Drohnenhersteller Baykar hat gemeinsam mit dem italienischen Rüstungskonzern Leonardo ein Joint Venture gegründet – eine Entscheidung, die aufgrund von Leonardos Verbindungen zur israelischen Rüstungsindustrie auf Kritik stößt.

Das neue Unternehmen mit dem Namen LBA Systems wurde im Rahmen der Pariser Luftfahrtschau 2025 bekanntgegeben, die vom 16. bis 22. Juni in der französischen Hauptstadt stattfand.

Selçuk Bayraktar, Vorsitzender des Verwaltungsrats von Baykar und Schwiegersohn des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, sowie Leonardo-CEO Roberto Cingolani unterzeichneten die Vereinbarung. Diese wurde zunächst über Beiträge auf dem offiziellen X-Account von Baykar publik gemacht.

LBA Systems ist ein zu gleichen Teilen gehaltenes Gemeinschaftsunternehmen beider Firmen mit Sitz in Italien. Der Schwerpunkt soll auf der Konstruktion, Entwicklung, Produktion und Wartung unbemannter Luftfahrtsysteme liegen.

Besonders Aufmerksamkeit erregt die Partnerschaft wegen Leonardos fortlaufender Waffenlieferungen an Israel

Leonardo liefert der israelischen Armee eine Vielzahl elektronischer Systeme, Luftfahrzeuge und maritimer Waffen – darunter etwa Schnellfeuerkanonen des Typs OTO 76/62, die auf Kriegsschiffen der Sa’ar-Klasse zum Einsatz kommen, welche an der Seeblockade des Gazastreifens beteiligt sind. Die Leonardo-Tochter RADA Electronic Industries stellt Radartechnologie für das israelische Luftabwehrsystem „Iron Dome“ bereit.

Ein weiteres Tochterunternehmen, DRS Sustainment Systems, liefert Schwerlasttransporter für Kampfpanzer. Zudem stellt Leonardo der israelischen Luftwaffe Trainingsflugzeuge der Typen M-346 und AW119Kx zur Verfügung. Im Jahr 2022 fusionierte die US-Sparte des italienischen Konzerns mit dem israelischen Radarspezialisten RADA. Trotz wiederholter Kritik von Menschenrechtsorganisationen an diesen Verbindungen bezeichnen beide Unternehmen die neue Partnerschaft als strategischen Schritt, um Zugang zum europäischen Drohnenmarkt zu erlangen, der in den kommenden Jahren ein erhebliches Wachstum erfahren dürfte.

Ziel des gemeinsamen Unternehmens

Baykars Drohnenmodelle TB2 und Akıncı sollen mit zertifizierten Nutzlasten und Elektroniksystemen von Leonardo kombiniert werden. Das Unternehmen plant eine Tätigkeit sowohl auf europäischen als auch auf internationalen Märkten.

Gemäß der Vereinbarung wird Baykar die Plattformentwicklung anführen, während Leonardo für Missionssysteme, die Koordination zwischen bemannter und unbemannter Luftfahrt, Schwarmtechnologien sowie für Zertifizierungsprozesse verantwortlich sein wird.

Die nun unterzeichnete Vereinbarung baut auf einer Absichtserklärung auf, die am 6. März in Rom unterzeichnet wurde und im Rahmen eines bilateralen Gipfels im April zwischen Präsident Erdoğan und der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni finalisiert wurde.

Im Zuge dieses Gipfels unterzeichneten beide Staaten zwölf Kooperationsabkommen im Rahmen eines neuen strategischen Partnerschaftsmodells. „Die Integration von Leonardos Erfahrung in der Zertifizierung und bei domänenübergreifenden Technologien mit Baykars weltweit führenden unbemannten Plattformen bietet echte Chancen – sowohl in Europa als auch weltweit“, erklärte CEO Cingolani in einer von Leonardo veröffentlichten Pressemitteilung.

Bayraktar bezeichnete die Vereinbarung als bedeutenden Fortschritt

„Diese Partnerschaft mit Leonardo – einem Unternehmen mit erstklassiger Expertise in C4I-Systemen (Command, Control, Communications, Computer and Intelligence) und ergänzenden Kompetenzen in der Luftfahrt – ist mehr als eine Kooperation; sie ist ein Katalysator für das, was als Nächstes kommt“, wird Bayraktar in der Pressemitteilung zitiert.

„Gemeinsam bauen wir eine neue Generation unbemannter Systeme, die nicht nur intelligent und einsatzbereit sind, sondern bei denen Ethik und Interoperabilität im Mittelpunkt stehen. In einer zunehmend komplexen Welt wird dieses Bündnis die KI-getriebene globale Sicherheit liefern, die die Zukunft verlangt. Diese Partnerschaft steht im Einklang mit Baykars langfristiger Strategie, internationale Kooperationen zu vertiefen und unsere Rolle als globaler Innovator für autonome Hochtechnologie im Verteidigungsbereich auszubauen“, so Bayraktar weiter.

Einige Analysten sehen mögliche Auswirkungen auf den türkischen Rüstungskonzern ASELSAN, der Baykar derzeit mit zentralen elektro-optischen Sensoren wie dem ASELFLIR-500 beliefert.

Sollten Leonardos Systeme diese Komponenten bei Exporten nach Europa ersetzen, könnte ASELSANs Marktstellung geschwächt werden. Berichte über eine solche Entwicklung haben bereits bei Investoren Besorgnis ausgelöst.

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