Rekordzahl an Suiziden in der Türkei im Jahr 2024

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Die Zahl der Suizide in der Türkei hat im Jahr 2024 einen historischen Höchststand erreicht. Dies berichtet das Stockholm Center for Freedom unter Berufung auf neue Zahlen des türkischen Statistikamtes (TurkStat). Demnach nahmen sich im vergangenen Jahr 4.460 Menschen das Leben – ein Anstieg gegenüber 4.089 Fällen im Jahr 2023. Das entspricht einer Suizidrate von 5,22 Todesfällen pro 100.000 Einwohner – dem höchsten bislang registrierten Wert in der Türkei.

Gesundheitliche Probleme wurden am häufigsten als Beweggrund genannt und waren für 25,2 Prozent der Suizide verantwortlich. An zweiter Stelle folgten wirtschaftliche Schwierigkeiten, die in 9 Prozent der Fälle eine Rolle spielten. Insgesamt 402 Menschen begingen aus wirtschaftlichen Gründen Suizid – darunter 382 Männer. Diese deutliche Diskrepanz unterstreicht die unverhältnismäßige Belastung, die finanzielle Notlagen für Männer in der Türkei darstellen. Die Zahl der Suizide, die auf Krankheit zurückgeführt wurden, lag bei 1.123.

Männer waren insgesamt deutlich häufiger betroffen: 3.499 der Verstorbenen waren männlich, 961 weiblich. Bei den Frauen war in 34 Prozent der Fälle Krankheit der Hauptgrund, während bei 2,3 Prozent Beziehungs- oder Eheprobleme ausschlaggebend waren. Nur 2,1 Prozent der weiblichen Suizide wurden mit finanziellen Problemen in Verbindung gebracht.

In 21,8 Prozent aller Fälle – das entspricht 972 Todesfällen – konnten die Behörden keinen eindeutigen Beweggrund feststellen. Weitere 36,8 Prozent oder 1.642 Fälle wurden unter der Kategorie „Sonstige Gründe“ geführt, worunter eine Vielzahl nicht näher definierter sozialer oder persönlicher Belastungen fällt.

Nach Einschätzung von Fachleuten zählt die anhaltende wirtschaftliche Instabilität des Landes zu den Hauptfaktoren für diesen Anstieg. Seit 2018 kämpft die Türkei mit hoher Inflation, einem fortwährenden Wertverlust der Lira und steigender Arbeitslosigkeit. Die Inflation erreichte im Jahr 2022 einen Höchststand von über 80 Prozent und belastet trotz geldpolitischer Straffung weiterhin die Haushaltsbudgets.

Auch die ländliche Armut und die Verschuldung der privaten Haushalte haben sich verschärft, insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Phasen. Viele Suizide stehen im Zusammenhang mit untragbarer Verschuldung oder Arbeitsplatzverlust. Analysten kritisieren, dass staatliche Unterstützungsmaßnahmen dem wachsenden Bedarf nicht gerecht werden.

Zunehmend sichtbar werden auch psychische Belastungen bei jungen Menschen. Ein Bericht des Kinderhilfswerks UNICEF wies bereits auf einen Anstieg der Suizide unter Jugendlichen in der Türkei um 80 Prozent zwischen 2018 und 2022 hin. Bildungsdruck, eingeschränkte Berufsperspektiven und politische Unsicherheit nähren demnach die Verzweiflung unter Heranwachsenden.

Auch das gesellschaftliche Gefüge steht unter Druck: Politische Spannungen und nationale Traumata – etwa die verheerenden Erdbeben im Süden der Türkei im Jahr 2023 – haben die sozialen Belastungen verstärkt. In Kombination mit einem nur eingeschränkt zugänglichen psychosozialen Versorgungssystem entsteht so eine Situation, in der besonders gefährdete Menschen kaum Unterstützung finden.

Turkey saw record high in suicides in 2024 amid ongoing economic turmoil

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