Kanada hat gewählt – Liberale siegen unter neuer Führung

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Kanada hat gewählt – und das Ergebnis markiert nicht weniger als eine politische Zeitenwende: Der frühere Zentralbanker Mark Carney wird neuer Premierminister des Landes. Seine Liberale Partei errang zwar keine absolute Mehrheit, konnte sich jedoch die Kontrolle über das Parlament sichern und damit ein Comeback feiern, das noch zu Jahresbeginn kaum für möglich gehalten worden war.

„Wir werden diesen Handelskrieg gewinnen“

Carney nutzte den Wahlsieg zu einer klaren Ansage: In einer Welt, die sich „grundlegend verändert“ habe, werde Kanada unter seiner Führung einen neuen Kurs einschlagen. Die Vereinigten Staaten, so Carney, seien dem freien Handel plötzlich feindlich gesinnt – eine Haltung, die er als „amerikanischen Verrat“ bezeichnete. Diesen wolle man nicht vergessen, sondern Konsequenzen ziehen. „Wir werden diesen Handelskrieg gewinnen und die stärkste Wirtschaft in der G7 aufbauen“, erklärte Carney am Dienstag.

Der Wahlausgang ist auch eine Reaktion auf die aggressive Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump. Dessen Zölle und Drohungen bestimmten den Wahlkampf in Kanada – und sie sorgten offenbar für eine Mobilisierung der Wählerschaft. Carneys liberale Kabinettsmitglieder machten keinen Hehl daraus, dass insbesondere Trumps Angriffe auf die kanadische Wirtschaft und die nationale Souveränität entscheidend zur Geschlossenheit beigetragen hätten, berichtet die Nachrichtenagentur AFP.

Internationale Reaktionen auf Carneys Wahlsieg

Die internationale Reaktion auf Carneys Wahlsieg ließ nicht lange auf sich warten. Der britische Premierminister Keir Starmer sprach von einer „engen Partnerschaft“ mit Kanada, die auf gemeinsamen Werten und Geschichte basiere. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen äußerte sich erfreut über die Wahl und kündigte an, gemeinsam mit Ottawa demokratische Werte und freien Handel verteidigen zu wollen. Aus Peking verlautete, man sei offen für bessere Beziehungen, allerdings nur „auf Basis gegenseitigen Respekts und beiderseitigen Nutzens“.

Distanz zu Trudeau als Erfolgsrezept

Carney, der sowohl die Bank of Canada durch die Finanzkrise 2008/09 als auch die Bank of England durch die Brexit-Turbulenzen geführt hatte, wurde während des Wahlkampfs als sachlicher Gegenentwurf zum polarisierenden Politikstil Trudeaus aufgebaut. Letzterer hatte Anfang Januar seinen Rückzug verkündet – zu einer Zeit, als seine Partei in Umfragen mehr als 20 Prozentpunkte hinter den Konservativen lag. Carney distanzierte sich bewusst von Trudeau und kündigte unter anderem an, die unter Trudeau eingeführte CO₂-Steuer abzuschaffen.

Der Konservative Pierre Poilievre musste unterdessen eine empfindliche Niederlage hinnehmen. Zwar war seine Partei lange auf Kurs Richtung Regierungsübernahme, doch das politische Momentum kippte – nicht zuletzt wegen der als zu zurückhaltend empfundenen Reaktion Poilievres auf Trumps Angriffe. Am Wahlabend kündigte er an, mit den Liberalen zusammenarbeiten zu wollen, um Kanadas Interessen zu wahren und ein neues Handelsabkommen mit den USA zu erzielen. „Wir werden Kanada immer an erste Stelle setzen“, sagte Poilievre.

„Ein neuer Anfang für Kanada“

In Ottawa feierten derweil die Anhänger der Liberalen ihren neuen Premierminister. „Wir haben jetzt jemanden, der mit Mr. Trump auf Augenhöhe sprechen kann“, erklärte eine ältere Unterstützerin. Der Tenor unter den Feiernden: Mit Mark Carney beginne für Kanada ein neues Kapitel.

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