Festnahme von Istanbuls Bürgermeister İmamoğlu sorgt für Empörung

0

Istanbul, 19. März 2025 – Die türkischen Behörden haben am frühen Mittwochmorgen den Bürgermeister von Istanbul, Ekrem İmamoğlu, festgenommen. Ihm werden Korruption und Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK vorgeworfen. Die Festnahme erfolgte wenige Tage vor seiner erwarteten Nominierung als Präsidentschaftskandidat der oppositionellen Republikanischen Volkspartei (CHP).

Augenzeugen berichten, dass dutzende Polizeibeamte İmamoğlus Wohnhaus umstellten, bevor der Politiker abgeführt wurde. Zeitgleich kam es zu Razzien in seinem politischen Umfeld, bei denen rund 100 weitere Personen inhaftiert wurden. In einer Videobotschaft, die kurz vor seiner Festnahme in den sozialen Medien veröffentlicht wurde, sprach İmamoğlu von einer „großen Tyrannei“ und betonte, dass er sich dem Druck nicht beugen werde.

Die Regierung Erdoğan begründet die Festnahme mit vermeintlichen Verbindungen zwischen der CHP und der pro-kurdischen Partei DEM, die von der Regierung als politischer Arm der PKK betrachtet wird. Die CHP weist die Vorwürfe zurück und bezeichnet die Maßnahme als politisch motiviert.

Trotz eines kurzfristig verhängten Demonstrationsverbots versammelten sich zahlreiche Anhänger İmamoğlus vor dem Polizeipräsidium, um gegen die Inhaftierung zu protestieren. Auch international stößt das Vorgehen der türkischen Regierung auf scharfe Kritik. Die deutsche Bundesregierung sprach von einem „schweren Rückschlag für die Demokratie“, während Menschenrechtsorganisationen eine zunehmende politische Repression in der Türkei beklagen.

Beobachter werten die Festnahme als Versuch Erdoğans, einen potenziell gefährlichen Konkurrenten auszuschalten. İmamoğlu hatte bereits 2019 für eine empfindliche Niederlage der regierenden AKP gesorgt, als er das Bürgermeisteramt von Istanbul gewann. Seine mögliche Präsidentschaftskandidatur galt als ernsthafte Bedrohung für die politische Vormachtstellung Erdoğans.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die innenpolitische Lage in den kommenden Tagen entwickelt und ob die Proteste gegen die Inhaftierung İmamoğlus anhalten werden.

No comments