JPMorgan rechnet mit verhaltenem Kurs der türkischen Zentralbank

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Die türkische Zentralbank dürfte ihre geplanten Zinssenkungen zurückfahren, nachdem die Inflation im August stärker als erwartet ausfiel. Dies erklärte JPMorgan am Mittwoch laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Verbraucherpreise stiegen im vergangenen Monat im Jahresvergleich um fast 33 Prozent und im Monatsvergleich um mehr als 2 Prozent – vor allem getrieben von Nahrungsmitteln und Dienstleistungen. Die kräftige Teuerung wurde nur zwei Tage nach offiziellen Zahlen bekannt, wonach die Wirtschaft im zweiten Quartal um 4,8 Prozent gewachsen war und damit die Prognosen übertraf.

In einer von Reuters zitierten Analyse schrieb JPMorgan, man sehe nun Aufwärtsrisiken für die bisherige Jahresendprognose einer Inflation von 29,5 Prozent. Ausschlaggebend seien die Umkehr des zuvor rückläufigen Trends bei Nahrungsmittelpreisen sowie eine anhaltend starke Binnennachfrage. Für September erwarte man nun eine Teuerungsrate von 31,8 Prozent, teilweise bedingt durch saisonale Preissteigerungen im Dienstleistungssektor zu Beginn des neuen Schuljahres.

Die nächste geldpolitische Sitzung der Zentralbank ist für den 11. September angesetzt. JPMorgan rechnet dort nun mit einer Zinssenkung um 200 Basispunkte, nachdem zuvor ein Schritt von 300 Punkten prognostiziert worden war. Für Oktober und Dezember stellt die Bank weitere Reduktionen um jeweils 200 Punkte in Aussicht. Damit würde der Leitzins zum Jahresende bei 37 Prozent liegen, leicht über der bisherigen Schätzung von 36 Prozent.

„Die Zentralbank dürfte den Leitzins deutlich über der offiziellen Inflationsrate halten, um einer Dollarisierung unter den türkischen Sparern vorzubeugen, zumal angesichts der jüngsten politischen Turbulenzen“, hieß es in dem von Reuters zitierten Bericht.

Die türkische Zentralbank hatte im Dezember 2024 nach acht Monaten stabiler Zinspolitik mit einer Lockerung begonnen. Im März und April dieses Jahres kehrte sie jedoch vorübergehend davon ab und erhöhte den Leitzins um 350 Basispunkte auf 49 Prozent, nachdem die Märkte durch die Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu, dem wichtigsten politischen Rivalen von Präsident Recep Tayyip Erdoğan, erschüttert worden waren. Im Juli nahm sie die Zinssenkungen wieder auf und senkte den Leitzins auf 43 Prozent.

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