Seit mehreren Tagen kämpft die Türkei gegen Waldbrände in verschiedenen Landesteilen. In der Provinz Bursa werden Bewohner betroffener Ortsteile evakuiert. In dem Waldgebiet zwischen den Bezirken Gürsu und Kestel in Bursa ist ein Waldbrand ausgebrochen. Das Gebiet war offenbar erst vor Kurzem als Bergbaugebiet deklariert worden. Für den Bau eines Kalksteinbruchs mit Brech- und Siebanlage sei demnach ein Antrag gestellt worden, zu dem die zuständigen Behörden mit dem Bescheid „Keine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) erforderlich“ reagierten.
Während die Bekämpfung des in Kestel ausgebrochenen und auf die Bezirke Gürsu sowie Osmangazi übergegriffenen Feuers am dritten Tag weiter andauert, wirft der Standort des Brandes Fragen auf. Das betroffene Waldgebiet war 2024 von der Stadtverwaltung Yıldırım als Fläche für ein geplantes Bergbauvorhaben ausgewiesen worden – obwohl in der Region bereits mehrere Steinbrüche existieren.
Wie aus einem Bericht der Zeitung Cumhuriyet hervorgeht, hatte die Stadt Yıldırım beim Gouverneursamt von Bursa einen Antrag zur Errichtung eines Kalksteinbruchs und einer dazugehörigen Brech- und Siebanlage im Ortsteil Dışkaya (Bezirk Gürsu) gestellt. Die Behörden kamen zu dem Schluss, dass ein UVP-Verfahren nicht erforderlich sei.
Verdacht auf vorsätzliche Brandstiftung
Die Vorsitzende der Architektenkammer Bursa der Union Türkischer Ingenieur- und Architektenkammern (TMMOB), Şirin Rodoplu Şimşek, äußerte sich zu den Spekulationen. Dass das Feuer ausgerechnet in jenem Areal ausbrach, das für den Abbau von Kalkstein vorgesehen ist, lasse entsprechende Vermutungen aufkommen.
„Wir haben schon lange davor gewarnt, dass die vorhandenen Bergwerke potenzielle Risiken darstellen und für die umliegenden Weide- und Waldflächen eine permanente Gefahr sind“, erklärte Şimşek. Die Möglichkeit einer absichtlichen Brandstiftung könne nicht ausgeschlossen werden. Zwar sei auch ein unbeabsichtigtes Feuer denkbar, doch es bestehe die Sorge, dass das zerstörte Waldgebiet nun als Gelegenheit begriffen werde: „Der Wald ist ohnehin verloren – diese Gelegenheit könnte manchen Bergbauunternehmen zupasskommen“, so Şimşek.

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