Technologie, Fantasie und Verantwortung prägen den Auftakt der größten Literaturveranstaltung der Welt
K. Kurtoglu
Mit einem feierlichen Auftakt und starken politischen Botschaften hat am Dienstagabend die Frankfurter Buchmesse 2025 begonnen. Während Künstlerinnen und Künstler aus den Philippinen – dem diesjährigen Gastland – mit Gesang und Tanz für Begeisterung sorgten, stand auf der Bühne vor allem eines im Mittelpunkt: die Zukunft der Demokratie im Zeitalter künstlicher Intelligenz.
Der Direktor der Buchmesse, Juergen Boos, erinnerte daran, dass Bücher und Geschichten Menschen auf der ganzen Welt verbinden. „In Zeiten wachsender Spaltung brauchen wir Orte, an denen Dialog und Verständnis möglich bleiben. Frankfurt ist einer dieser Orte“, sagte Boos.
„KI darf kein Instrument der Ausbeutung werden“
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer nutzte die Bühne für eine eindringliche Warnung. Die großen Technologieunternehmen aus den USA und China würden, so Weimer, ihre KI-Systeme mit Milliarden urheberrechtlich geschützter Werke trainieren – ohne Zustimmung oder Vergütung der Urheberinnen und Urheber.
„Das ist nichts anderes als digitaler Kolonialismus. Kulturelle Kreativität wird ausgebeutet, um Maschinen zu füttern“, sagte Weimer und forderte eine klare politische Regulierung auf europäischer Ebene.
Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) hob in seiner Rede hervor, dass Demokratie von Begegnung lebe: „Demokratie kann sich selbst abschaffen, wenn Menschen aufhören, miteinander zu sprechen. Die Buchmesse ist ein Symbol dafür, dass das offene Wort eine Heimat hat – hier in Frankfurt.“
„Demokratie beginnt in den Geschichten der Kinder“
Der hessische Kultusminister Armin Schwarz (CDU)lenkte den Blick auf die Jüngsten. Lesen und Geschichtenerzählen, so Schwarz, seien die ersten Schritte zu einem demokratischen Bewusstsein:
„Kinder fragen nicht nach Herkunft, sie fragen: Willst du mit mir spielen? Zeig mir deine Sprache. Bücher sind die demokratischsten Werkzeuge, die wir besitzen.“
Er sprach sich für mehr Bibliotheken, Leseförderprogramme und gleichen Zugang zu Literatur für alle Kinder aus.
Gastland Philippinen: Fantasie als Widerstand
Das Gastland Philippinen präsentierte sich unter dem Motto „Fantasie beseelt die Luft“ als ein Land der Vielfalt – mit 7.641 Inseln und über 130 indigenen Sprachen. In ihrer Eröffnungsrede erinnerte Senatorin Loren Legardaan den philippinischen Nationalhelden José Rizal, der für seine Ideen hingerichtet wurde:
„Kolonialherren fürchten Ideen. Fantasie kann gefährlich sein – und das ist gut so. Sie leuchtet in die dunklen Winkel der Ungerechtigkeit.“
Der philippinische Pavillon empfängt Besucherinnen und Besucher mit Blumenkränzen, Musik und warmherziger Gastfreundschaft. Nachhaltige Materialien wie Bambus, Muscheln und Ananasfaser prägen das Design, während auf sechs „Inseln“ Lesungen, Videoinstallationen und Diskussionsrunden stattfinden.
Ein globales Forum der freien Worte
Mehr als 1.000 Autorinnen und Autoren, 4.000 Verlageund 7.000 Journalistinnen und Journalisten nehmen in diesem Jahr teil. Bis Sonntag werden über 200.000 Besucherinnen und Besucher erwartet.
Den Abschluss bildet traditionell die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, der 2025 an den Historiker Karl Schlögel geht.
                                    
                                        
        
        
                
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