Die neue deutschsprachige Meisterin im Poetry Slam heißt Ayse Irem. Die 26-jährige Architektin aus Bielefeld begeisterte in der Chemnitzer Stadthalle rund 1.800 Zuschauerinnen und Zuschauer mit einem Text, der berührt, provoziert und Fragen stellt: „Möchte ich auswandern – oder muss ich das irgendwann?“
In ihrem poetischen Monolog erzählt Irem vom Alltag zwischen zwei Welten – von Schulhöfen, auf denen Türkisch verboten war, von den Narben von Solingen, Hanau und Dessau, und von dem Gefühl, in keinem Land ganz „weiß genug“ zu sein. Ihre Worte trafen einen Nerv. Das Publikum erhob sich zu Standing Ovations, und am Ende stand fest: Ayse Irem ist die erste Meisterin aus Ostwestfalen in der Geschichte des Wettbewerbs.

Angetreten war sie für das Netzwerk I,Slam, das muslimischen Künstler:innen eine Bühne bietet. Auf die Plätze zwei und drei folgten Julius Althoetmar aus Bayern und Lia Hartl aus Österreich.
Vier Tage lang war Chemnitz, Europas Kulturhauptstadt 2025, Treffpunkt der deutschsprachigen Slam-Szene: 80 Finalist:innen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Belgien, Liechtenstein und Luxemburg traten an.
Im Team-Wettbewerb holte sich das Duo Wortwin & Slamson aus Berlin bereits zum dritten Mal den Titel.
Seit 2016 zählt Poetry Slam zum immateriellen Kulturerbe Deutschlands – ein Zeichen dafür, wie lebendig, kritisch und vielfältig die Szene geworden ist. Ayse Irem hat dieser Vielfalt nun eine neue, unverwechselbare Stimme hinzugefügt – eine Stimme, die sagt, was viele fühlen, aber selten jemand so poetisch formuliert.

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