Die Elektroingenieurin und Robotik-Forscherin Rabea Rogge hat als erste deutsche Frau das Weltall erreicht. Die gebürtige Berlinerin hob in der Nacht zum Dienstag gemeinsam mit drei weiteren Crew-Mitgliedern im Rahmen der privat finanzierten Mission “Fram2” von Cape Canaveral aus ab. Der Start erfolgte planmäßig an Bord einer Falcon-9-Rakete mit Crew-Dragon-Kapsel des Raumfahrtunternehmens SpaceX. Dies war in einer Live-Übertragung aus dem Kennedy Space Center in Florida zu verfolgen. Während der mehrtägigen Mission plant die Besatzung als erste in der Geschichte der Raumfahrt, beide Pole der Erde zu überfliegen, berichtet die Nachrichtenagentur AFP.
Kommandiert wird die Mission von Chun Wang, einem in China geborenen maltesischen Unternehmer, der durch die Gründung der Kryptowährungsfirmen f2pool und Skatefish bekannt wurde. Der Start der Mission erfolgte am Montag um 21.46 Uhr Ortszeit (03.46 Uhr MESZ).
Rabea Rogge nimmt in der Mission die Position der Pilotin ein. Die junge Wissenschaftlerin, die derzeit an ihrer Doktorarbeit arbeitet, bringt umfassende Erfahrungen aus der Satellitenforschung und der Meeresrobotik mit, insbesondere aus Arbeiten in der Arktis. In einem Beitrag auf ihrer Instagram-Seite hatte sie sich am Tag vor dem Start optimistisch gezeigt und erklärt, dass die letzte Generalprobe “reibungslos” verlaufen sei.
Seit Sigmund Jähn im Jahr 1978 als erster Deutscher ins All flog, haben laut dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt elf weitere deutsche Astronauten an Raumfahrtmissionen teilgenommen. Bisher waren dies ausschließlich Männer, zuletzt Matthias Maurer im Jahr 2021/22. Rogge tritt nun als erste deutsche Frau in diese Reihe ein.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zeigte sich stolz auf Rogges Leistung. “Als erste deutsche Frau im All ist Rabea Rogge ein Vorbild für viele Frauen und Mädchen in Deutschland”, schrieb er auf der Plattform X und wünschte der gesamten “Fram2”-Crew eine erfolgreiche Mission und eine sichere Rückkehr. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) gratulierte und betonte Rogges Verbindung zur Hauptstadt. Die Forscherin habe an der Technischen Universität Berlin studiert und zeige ihre Heimatverbundenheit, indem sie eine kleine Nachbildung der Freiheitsglocke aus dem Rathaus Schöneberg mit ins All nehme.
Die Mission “Fram2”, benannt nach dem norwegischen Polarforschungsschiff aus dem späten 19. Jahrhundert, soll knapp vier Tage dauern. Geplant sind mehr als 20 wissenschaftliche Experimente, darunter die ersten Röntgenaufnahmen im Weltall sowie Untersuchungen zur Zucht von Pilzen unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit. Neben Chun Wang und Rabea Rogge gehören der Besatzung die norwegische Regisseurin und Kamerafrau Jannicke Mikkelsen als Kommandeurin der Raumkapsel sowie der Australier Eric Philips als medizinischer Offizier an.
Acht Monate bereitete sich die Crew auf die Mission vor. Vor dem Start zog Missionsleiter Wang Parallelen zur historischen Polarforschung: “Mit dem gleichen Pioniergeist wie frühere Polarforscher” wolle “Fram2” langfristige Ziele der Weltraumforschung voranbringen. Die gesammelten Erkenntnisse könnten für künftige Langstreckenflüge, etwa zum Mars, von Bedeutung sein. Ein besonderes Experiment nach der Rückkehr zur Erde wird sein, ob die Crew-Mitglieder eigenständig und ohne medizinische Hilfe aus der Kapsel aussteigen können – eine Untersuchung, die Aufschluss darüber geben soll, inwieweit Astronauten nach einem Raumflug in der Lage sind, grundlegende Aufgaben selbstständig zu bewältigen.
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