„Kein Tod, sondern Mord“ – Empörung über Tod von Häftling İbrahim Güngör

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Der Tod des inhaftierten Lehrers İbrahim Güngör hat in der Türkei Empörung ausgelöst. Ömer Faruk Gergerlioğlu, Menschenrechtsverteidiger und Abgeordneter der DEM-Partei, bezeichnete den Fall als „kein Tod, sondern ein Mord“ und stellte Justizminister Yılmaz Tunç die Frage: „Sind Sie nun zufrieden?“

Güngör war am 25. Juli aus dem Gefängnis Menemen in das städtische Krankenhaus von Izmir eingeliefert worden. Nach 20 Tagen wurde er entlassen und zurück in die Haftanstalt gebracht. Am 29. August kam er wegen Atemnot und hohem Fieber erneut in die Klinik, wo er mit einer Lungenentzündung auf die Intensivstation verlegt wurde. In der Nacht zum Freitag verstarb der 72-Jährige.

Seine Tochter Rümeysa Güngör berichtete, dass ihr Vater bei ihrem letzten Besuch bereits nicht mehr bei Bewusstsein gewesen sei:

„Er hat uns nicht mehr angesehen, nicht gesprochen. Die Ärzte sagten, sein Zustand sei kritisch. Heute früh rief das Gefängnis an: Wir sollen ihn morgen bei der Gerichtsmedizin abholen. Wir konnten in seinen letzten Momenten nicht bei ihm sein.“

Bereits zuvor hatte die Familie auf die lebensbedrohliche Lage hingewiesen und seine Freilassung gefordert. Bei einem Besuch habe Güngör am Beatmungsgerät gesagt: „Betet für mich.“

Auch Tochter in Haft

Besonders tragisch: Seine jüngere Tochter Süeda wurde vor drei Monaten in Izmir verhaftet und befindet sich ebenfalls in Haft.

Hintergrund

İbrahim Güngör, ehemals Verwaltungsleiter an der per Notstandsdekret geschlossenen Gediz-Universität in Izmir, war im Januar 2019 im Rahmen der Verfahren gegen die Gülen-Bewegung verhaftet worden. Nach zehn Monaten Haft kam er zunächst frei, wurde jedoch wegen „organisierter religiöser Treffen und Sammelns von Stipendien für Studenten“ erneut angeklagt. Das Gericht verurteilte ihn zu acht Jahren und einem Monat Haft.

Trotz schwerer Vorerkrankungen – darunter Alzheimer, Prostata- und Diabetesleiden sowie eine Operation wegen Hydrozephalus im Jahr 2022 – erklärte das Gerichtsmedizinische Institut ihn für haftfähig. Am 14. Dezember 2024 trat er nach Bestätigung des Urteils durch das Kassationsgericht seine Strafe erneut an.

Gergerlioğlu kritisierte scharf: „Man hielt einen schwerkranken Mann starrsinnig im Gefängnis fest, bis er starb. Das ist kein natürlicher Tod, das ist Mord.“

 

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