Türkei: Rekordeinnahmen im Tourismussektor – Überschattet von Kritik

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DEUTSCHE BOLD

Die Türkei hat im Jahr 2024 einen neuen Höchststand bei den Tourismuseinnahmen erreicht. Laut aktuellen Daten des Türkischen Statistikamts (TurkStat) stiegen die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr um 8,3 Prozent und überschritten die Marke von 61,1 Milliarden US-Dollar. Doch während die Branche ein starkes Wachstum verzeichnet, wird das Tourismusministerium nach einer verheerenden Brandkatastrophe in einem Skigebiet heftig kritisiert.

Tourismusboom: Höhere Einnahmen und mehr BesucherInnen

Im vierten Quartal 2024 erzielte die Türkei mit 13,79 Milliarden US-Dollar ein Umsatzplus von 14,5 Prozent. Insgesamt trugen ausländische Besucher 60,5 Milliarden US-Dollar zur Tourismusbilanz bei, während weitere 6,4 Millionen US-Dollar von Transitpassagieren generiert wurden. Besonders bemerkenswert: 17 Prozent der Gesamteinnahmen stammen von im Ausland lebenden türkischen Staatsbürgern.

Auch die Besucherzahlen erreichten ein Rekordhoch. 2024 reisten 62,2 Millionen Menschen in die Türkei, ein Anstieg von 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Davon waren 9,5 Millionen – etwa 15,4 Prozent – türkische Staatsbürger, die aus dem Ausland in ihre Heimat zurückkehrten. Die ursprünglich vom Kultur- und Tourismusministerium gesteckten Ziele von 60 Millionen Besuchern und 60 Milliarden US-Dollar an Einnahmen wurden somit übertroffen.

Reiseausgaben und Übernachtungskosten:

Die durchschnittlichen Übernachtungskosten lagen 2024 bei 97 US-Dollar pro Nacht, während im Ausland lebende Türken durchschnittlich 63 US-Dollar zahlten. Insgesamt gaben Reisende 43,1 Milliarden US-Dollar für persönliche Ausgaben aus, während Pauschalreisen 17,4 Milliarden US-Dollar einbrachten – ein Zuwachs von 22,7 Prozent im Vergleich zu 2023. Die meisten Besucher kamen für Freizeit-, Kultur- oder Sportaktivitäten, während im Ausland lebende Türken vor allem ihre Familien besuchten.

Rückgang bei Ausgaben türkischer Auslandsreisender

Während der Tourismussektor in der Türkei boomt, zeigt sich ein gegensätzliches Bild bei den Auslandsreisen türkischer Staatsbürger. Zwar reisten 11,4 Millionen Türken ins Ausland – ein Anstieg von 2,9 Prozent – doch ihre Ausgaben sanken um 8,2 Prozent auf insgesamt 7,7 Milliarden US-Dollar. Besonders persönliche Ausgaben gingen mit 6,3 Milliarden US-Dollar zurück, während die Kosten für Pauschalreisen mit 1,4 Milliarden US-Dollar um 22,7 Prozent stiegen.

Dieser Rückgang wird auf die wirtschaftlichen Probleme des Landes zurückgeführt. Die hohe Inflation und der Wertverlust der Türkischen Lira haben die Lebenshaltungskosten drastisch erhöht, was vielen Familien finanzielle Schwierigkeiten bereitet. Die offizielle Inflationsrate lag im Dezember 2024 bei 44,3 Prozent, während unabhängige Ökonomen von einer realen Inflation von 83,4 Prozent ausgehen. Vor diesem Hintergrund sind viele Türken kaum noch in der Lage, sich einen Urlaub im Ausland zu leisten.

Angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise ist der Tourismussektor für die Türkei eine entscheidende Einnahmequelle, um die finanziellen Belastungen des Landes abzumildern.

 

Skandal um Brandschutzmängel im Skigebiet überschattet Erfolgsmeldungen

Trotz der positiven Wirtschaftszahlen steht das Tourismusministerium derzeit in der Kritik. Hintergrund ist ein verheerender Brand im Grand Kartal Hotel, einem beliebten Skiresort in Kartalkaya, bei dem am 21. Januar 78 Menschen ums Leben kamen und 51 weitere verletzt wurden – darunter 36 Minderjährige. 

Vorwürfe richten sich gegen das Ministerium, das seiner Aufsichtspflicht bei Brandschutzmaßnahmen offenbar nicht nachgekommen ist. Eine Untersuchung einer führenden Ingenieursvereinigung ergab gravierende Mängel im Brandschutz des Hotels. Berichte deuten darauf hin, dass seit Jahren keine angemessenen Sicherheitskontrollen durchgeführt wurden.

Dieser Vorfall wirft einen Schatten auf die Erfolge des Tourismussektors und wirft Fragen über die Verantwortung des Ministeriums auf. Während die Branche wirtschaftlich floriert, steht die Regierung zunehmend unter Druck, für mehr Sicherheit und Transparenz in der Branche zu sorgen.


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