Kanzlerkandidaten im Porträt – Friedrich Merz

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Biografie, politische Karriere und Kontroversen

Friedrich Merz ist ein  Politiker der CDU, dessen Karriere von prägenden Konflikten, politischen Comebacks und einem klaren wirtschaftsliberalen Kurs gekennzeichnet ist. Geboren 1955 im nordrhein-westfälischen Brilon, wuchs Merz in einer mittelständischen Familie auf. Nach seinem Jurastudium und einer Tätigkeit als Richter begann er 1989 seine politische Laufbahn im Europäischen Parlament. Schnell wurder er zu einem aufstrebenden Star der CDU und verlegte seinen Schwerpunkt auf die Bundespolitik.

Frühe politische Karriere und Aufstieg

1994 zog Merz in den Bundestag ein, wo er sich rasch als konservativer Politiker profilierte. 2000 wurde er zum Vorsitzenden der Unionsfraktion gewählt und setzte sich fortan für eine marktwirtschaftlich orientierte, wirtschaftsliberale Ausrichtung der CDU ein. In dieser Zeit begann sich eine Spannung aufzubauen, die die CDU über Jahre hinweg prägen sollte: Angela Merkel und Friedrich Merz- zwei Politiker, zwei unterschiedliche Vorstellungen von der Zukunft der Partei. 2002 besiegelte Merkel seine Ablösung als Fraktionsvorsitzender, ein Machtverlust, der weit mehr war als eine personelle Entscheidung. Es war der Auftakt einer Rivalität, die immer wieder aufflammte, mal unterschwellig, mal offen ausgetragen. Während Merkel die CDU zunehmend nach Mitte und links orientierte, blieb Merz ein Vertreter des konservativen Flügels.

Der Bruch und der Rückzug aus der Politik

Nach seiner Ablösung von der Fraktionsführung zog sich Merz aus der ersten Reihe der Politik zurück. Er verließ den Bundestag 2009 und machte eine Karriere in der Wirtschaft. Merz wurde Aufsichtsratsvorsitzender des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock in Deutschland. Diese Tätigkeit brachte ihn jedoch auch in die Kritik. BlackRock war in die umstrittenen Cum-Ex-Geschäfte verwickelt, bei denen es um Steuererleichterungen durch Aktiengeschäfte ging, die als Steuerbetrug angesehen wurden. Merz selbst betonte jedoch immer wieder, dass er persönlich nicht in diese Machenschaften involviert gewesen sei.

Rückkehr in die Politik

2018 kehrte Merz zurück in die Politik und kandidierte für den Vorsitz der CDU, nachdem Angela Merkel angekündigt hatte, nicht mehr zu kandidieren. Merz verlor die Wahl gegen Annegret Kramp-Karrenbauer, setzte sich aber als mächtiger Konservativer innerhalb der Partei durch. 2022 gelang es ihm, den Vorsitz der CDU zu übernehmen. Seine Wahl wurde als Signal für einen konservativen Kurswechsel und eine Rückbesinnung auf die Werte der „alten CDU“ wahrgenommen. Als CDU-Vorsitzender stellte er sich auch als Kritiker von Merkels Flüchtlingspolitik dar und plädierte für eine härtere Linie in der Migrationspolitik.

Politische Haltung und wirtschaftliche Positionen

Merz setzt sich stark für marktwirtschaftliche Reformen ein und hat immer wieder betont, dass die CDU zu ihren wirtschaftsliberalen Wurzeln zurückfinden müsse. In seinen Reden und politischen Positionen verteidigte er die Bedeutung von unternehmerischem Denken und die Förderung von Leistung und Eigenverantwortung. So bezeichnete er sich als Vertreter der „gehobenen Mittelschicht“, was ihm jedoch auch Kritik einbrachte, da sein eigenes Vermögen durch seine Tätigkeit in der Wirtschaft erheblich angewachsen war. Diese Äußerung stieß insbesondere in der breiten Öffentlichkeit auf Widerspruch, da viele Merz aufgrund seiner Verbindungen zur Wirtschaft nicht als typischen Vertreter der Mittelschicht betrachteten.

Kontroversen und Kritik

Friedrich Merz scheut klare Worte nicht – ein Markenzeichen, das ihm ebenso Applaus wie Widerspruch einbringt. Besonders deutlich wurde das nach den Silvesterkrawallen 2022, als er die Asylpolitik der Bundesregierung scharf angriff. Er warf der Ampel-Koalition vor, die Probleme der Migration nicht entschieden genug anzugehen, und forderte strengere Integrationsmaßnahmen. Vor allem müsse der Staat härter gegen kriminelle Strukturen in migrantischen Milieus vorgehen, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht zu gefährden.

Seine Position sorgte für Aufsehen. Für die einen sprach Merz unbequeme Wahrheiten aus, für die anderen bediente er Ressentiments. Innerhalb der CDU fand er damit durchaus Unterstützung, vor allem im konservativen Lager. Doch gleichzeitig sah er sich dem Vorwurf ausgesetzt, mit zugespitzten Formulierungen eine ohnehin aufgeheizte Debatte weiter anzuheizen. Besonders seine Wortwahl stieß immer wieder auf Kritik – mal als undifferenziert, mal als kalkulierte Provokation. Die Grenzen zwischen Klartext und Populismus, sie waren bei Merz oft eine Frage der Perspektive.

Im Januar 2025 sorgte Merz mit einem Antrag zur Migrationspolitik für Schlagzeilen. Der Antrag, der unter anderem die Zurückweisung von Migranten an den deutschen Grenzen verlangte, wurde mit Unterstützung der AfD im Bundestag verabschiedet. Dies führte zu heftigen Diskussionen, da eine Zusammenarbeit der CDU mit der AfD eigentlich als Tabu galt. Merz verteidigte den Antrag jedoch und erklärte, dass die CDU ihre Verantwortung wahrnehmen müsse, um eine wirksame Migrationspolitik umzusetzen.

Führungsstil und Einfluss in der CDU

Merz‘ Führungsstil ist durch eine Mischung aus marktwirtschaftlicher Strenge und konservativer Haltung geprägt. Dabei ist er bekannt für seine klaren Worte und seine entschlossenen Positionen. Gleichzeitig wird ihm vorgeworfen, dass er in der Opposition oft auf symbolische Themen setzt und die inhaltliche Auseinandersetzung vernachlässigt. Insbesondere seine Kritik an Asylbewerbern, die angeblich übermäßige Zahnarzttermine in Anspruch nehmen, wurde von vielen als populistisch und nicht zielführend eingestuft.

Dennoch hat Merz der CDU eine klare Richtung gegeben und sich als wichtigster Gegenspieler der rot-grünen Regierung positioniert. In der aktuellen politischen Landschaft spielt er eine zentrale Rolle und hat sich als fester Bestandteil des deutschen Parteiensystems etabliert.

 

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