Der türkisch-jüdische Unternehmer İzzet Garih hat nach Morddrohungen und einem versuchten Einbruch in die Firmenzentrale Strafanzeige erstattet. Er fürchtet, das gleiche Schicksal zu erleiden wie sein Vater Üzeyir Garih, der 2001 ermordet wurde, berichteten türkische Medien am Donnerstag.
İzzet Garih, Vorstandsvorsitzender von Alarko Holding, einem der führenden Konglomerate der Türkei, erhielt wiederholt Drohungen von einem Mann namens Ahmet Furkan B. Dieser schickte ihm zunächst eine bedrohliche Nachricht über LinkedIn, bevor er versuchte, in die Firmenzentrale im Istanbuler Stadtteil Beşiktaş einzudringen.
Laut der bei der Staatsanwaltschaft eingereichten Beschwerde schrieb der Verdächtige an Garih: „[Falls es dazu kommt] werde ich mit dir zusammen die ganze Welt in Brand setzen.“ Fünf Tage später erschien er vor der Firmenzentrale und versuchte mit seinem Fahrzeug die Sicherheitsbarrieren zu durchbrechen, um Garih zu sprechen. Als ihm der Zutritt verweigert wurde, drohte er: „Wenn ihr mich nicht reinlässt, werde ich diesen Ort zusammen mit İzzet Garih niederbrennen.“
Die Polizei griff schnell ein und nahm Ahmet Furkan B. fest. Nach einer gerichtlichen Anhörung wurde er jedoch unter Auflagen wieder freigelassen. Bei seiner Vernehmung behauptete der Verdächtige, er sei Garihs Halbbruder – eine Behauptung, für die es keinerlei Beweise gibt.
Trotz der Freilassung rissen die Drohungen nicht ab. Garihs Anwälte warnen vor einer akuten Gefahr, insbesondere angesichts früherer Angriffe auf prominente Persönlichkeiten und Unternehmer aus Minderheiten in der Türkei.
Die Bedrohung erinnert an die Ermordung seines Vaters Üzeyir Garih, eine zentrale Figur der türkischen Wirtschaft und Philanthropie. Er wurde am 25. August 2001 auf dem Eyüp-Friedhof in Istanbul erstochen. Viele fragten sich damals, warum ein wohlhabender Geschäftsmann ohne Sicherheitsbegleitung allein auf dem Friedhof war.
Üzeyir Garih, ein türkischer Geschäftsmann sephardisch-jüdischer Herkunft, gründete gemeinsam mit İshak Alaton die Alarko Holding und spielte eine bedeutende Rolle in der wirtschaftlichen und industriellen Entwicklung der Türkei. Sein Mord schockierte das Land. Zwar wurde Yener Yermez verurteilt und zu lebenslanger Haft verurteilt, doch viele Fragen zu Motiv und möglichen Komplizen blieben unbeantwortet.
Während einige die Tat als zufällige Gewalttat ansehen, vermuten andere politische, finanzielle oder geheimdienstliche Hintergründe. Die Unsicherheit rund um seinen Tod befeuert Spekulationen – umso mehr, da sein Sohn nun ähnlichen Bedrohungen ausgesetzt ist.
Die jüdische Gemeinde in der Türkei hat in der Vergangenheit Diskriminierung und gelegentliche Feindseligkeiten erlebt. Während es einst über 80.000 jüdische Bürger in der Türkei gab, ist die Zahl heute auf rund 15.000 gesunken.
Garihs Anwälte fordern von den Behörden sofortige Maßnahmen gegen den Verdächtigen, um eine Wiederholung des Schicksals seines Vaters zu verhindern.
„Die Ermordung des Vaters unseres Mandanten im Jahr 2001 unter bis heute ungeklärten Umständen macht diese Drohungen umso beängstigender. Das erratische Verhalten und die widersprüchlichen Aussagen des Verdächtigen erhöhen das Risiko für die Sicherheit unseres Mandanten“, heißt es in der Beschwerde.
Die Anwälte verlangen die sofortige Inhaftierung des Verdächtigen sowie verstärkte Sicherheitsmaßnahmen, um einen möglichen Angriff zu verhindern.
No comments