Seit Jahren sieht sich die türkische Opposition juristischen Verfahren ausgesetzt, die als politisch motiviert gelten. Nun steht der Istanbuler Oberbürgermeister Ekrem İmamoğlu im Fokus neuer Vorwürfe. Ihm wird zur Last gelegt, seinen Universitätsabschluss manipuliert zu haben – ein Vorwurf, den seine Anwälte entschieden zurückweisen. Die Ermittlungen begannen kurz nach der Bekanntgabe seiner Präsidentschaftskandidatur.
Die Generalstaatsanwaltschaft Istanbul leitete eine Untersuchung wegen „Fälschung eines offiziellen Dokuments“ ein. İmamoğlus Anwälte, Adem Sözüer und Mehmet Pehlivan, bezeichneten die Anschuldigungen als haltlos und politisch motiviert. Sie verwiesen auf offizielle Dokumente, die den ordnungsgemäßen Wechsel von der Girne American University zur Universität Istanbul im Jahr 1990 belegen.
Pehlivan erklärte, dass İmamoğlu die damals gültigen Voraussetzungen für einen Universitätswechsel erfüllt habe. Der Hochschulrat YÖK erkannte die Girne American University 1991 an, jedoch nicht deren Campus in Girne. Die entsprechende Regelung trat erst 1996 in Kraft, also Jahre nach İmamoğlus Wechsel. Eine rückwirkende Anwendung sei unzulässig. Die Staatsanwaltschaft habe bislang keine konkreten Beweise für die Vorwürfe vorgelegt. İmamoğlu veröffentlichte eine Kopie seines Diploms von 1995.
Der Politiker, einer der schärfsten Kritiker Erdoğans, sieht sich mehreren Verfahren ausgesetzt. 2022 wurde er wegen „Beleidigung“ der Hohen Wahlkommission zu einer Haftstrafe und einem politischen Betätigungsverbot verurteilt – ein Urteil, gegen das er Berufung einlegte.
İmamoğlu bezeichnet die Ermittlungen als Teil einer Kampagne gegen ihn und beklagt politische Einflussnahme auf die Justiz.
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