Trotz Boykott-Rhetorik: Türkischer Stahl-Export nach Palästina explodiert – Handel mit Israel läuft indirekt weiter

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Während die türkische Regierung unter der AKP öffentlich betont, den Handel mit Israel eingestellt zu haben, zeigen aktuelle Außenhandelszahlen ein ganz anderes Bild. Laut offiziellen Daten für März 2025 ist der Export von Stahl in das von Israel kontrollierte Palästinensergebiet nahezu explodiert – mit einem Anstieg von fast 9000 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Offizielles Ende – faktischer Weiterbetrieb

Obwohl Präsident Erdoğan und Vertreter seiner Partei mehrfach den Handel mit Israel für „beendet“ erklärten, werden über Palästina weiterhin Güter geliefert – insbesondere Stahl. Die Türkei, einer der weltweit führenden Stahlproduzenten, exportierte allein im März dieses Jahres Stahl im Wert von 13,9 Millionen US-Dollar nach Palästina. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2023 betrug dieser Wert nur rund 1,2 Millionen US-Dollar – die Ausfuhr im März 2025 allein entspricht dem 11,37-Fachen der Jahresmenge von 2023.

Lieferwege unter israelischer Kontrolle

Seit Mai 2024, als die Regierung offiziell den Handel mit Israel für beendet erklärte, steigen die Exportzahlen in die Palästinensischen Gebiete rasant. Das wirft Fragen auf, denn sämtliche Grenzen und Zollabfertigungen für Palästina stehen unter israelischer Kontrolle. Die Zahlen legen nahe, dass der direkte Handel mit Israel zwar offiziell gestoppt wurde, jedoch über Palästina weitergeführt wird.

Stahl bleibt Exportschlager – trotz Besatzung

Laut dem Bericht von BirGün, der sich auf Daten des Handelsministeriums und der Türkischen Exporteursversammlung (TİM) stützt, fällt vor allem der massive Anstieg bei der Ausfuhr von Stahlprodukten ins Auge. Auch im ersten Quartal 2025 dominiert Stahl nach Getreide, Hülsenfrüchten und Ölsaaten die Exportstatistik.

Während im ersten Quartal 2024 lediglich Waren im Wert von 177.560 US-Dollar an Stahl nach Palästina geliefert wurden, stieg dieser Wert im gleichen Zeitraum 2025 auf über 41,4 Millionen US-Dollar – ein Anstieg von über 23.000 Prozent.

Teppiche für ein zerstörtes Land

Nicht nur Stahl, auch die Teppichausfuhr zeigt auffällige Entwicklungen. Trotz der anhaltenden israelischen Angriffe auf Gaza und das Westjordanland, stieg der Export von Teppichen aus der Türkei nach Palästina drastisch an. Im März 2024 belief sich der Wert dieser Exporte auf 13.670 US-Dollar, im März 2025 hingegen auf 2,18 Millionen US-Dollar – eine Steigerung um über 15.800 Prozent. Im ersten Quartal 2025 wurde ein Anstieg um 36.762 Prozent verzeichnet – auf über 5 Millionen US-Dollar.

Die offiziellen Zahlen des Türkischen Statistikamts führen Israel seit 2024 in der Kategorie „Geheimes Land“. Das lässt vermuten, dass weiterhin Handel mit Israel betrieben wird – allerdings verschleiert. 2023 war Israel mit einem Importvolumen von 717 Millionen US-Dollar noch der größte Abnehmer türkischen Stahls.

Wirtschaft vor Moral

Trotz öffentlicher Bekenntnisse zu einem Boykott gegen Israel und zur Solidarität mit Palästina, zeigen die Handelsdaten: Der Warenfluss – insbesondere von strategisch bedeutsamem Stahl – geht weiter, wenn auch über Umwege. Damit wird der Eindruck verstärkt, dass wirtschaftliche Interessen weiterhin Vorrang vor politisch-moralischen Positionierungen haben.

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