Gazas jahrtausendealtes Erbe erwacht in Paris zum Leben

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Die französische Hauptstadt Paris steht in diesem Sommer nicht nur im Zeichen von Mode und Gastronomie, sondern auch der Wiederbelebung eines historischen Gedächtnisses. Im Institut du Monde Arabe ist derzeit die Ausstellung „Saved Treasures of Gaza“ („Die geretteten Schätze von Gaza“) zu sehen, die mehr als 100 ausgewählte Objekte aus dem 5.000 Jahre alten kulturellen Erbe Gazas präsentiert. Mosaiken von der Antike bis zur byzantinischen Epoche, Keramikfragmente, Steinmetzarbeiten und seltene archäologische Funde beeindrucken sowohl durch ihren ästhetischen Reiz als auch durch ihren historischen Wert.

Wie die britische Zeitung The Guardian berichtet, liegt die besondere Bedeutung dieser Schau darin, dass der Großteil der Exponate aus kriegsbedrohten Gebieten geborgen und nach Paris gebracht wurde. Die Organisatoren betonen, dass es sich hierbei nicht allein um eine Kunstausstellung handelt, sondern zugleich um ein kraftvolles Plädoyer für den Schutz des kulturellen Erbes und für internationale Solidarität. Jack Lang, einer der Kuratoren, unterstrich in seiner Eröffnungsrede: „Diese Mosaiken und Objekte sind nicht nur aufgrund ihres ästhetischen Werts, sondern auch wegen des Zeugnisses, das sie ablegen, unschätzbar.“ Er verwies auf die zentrale Bedeutung, das historische Gedächtnis zu bewahren.

„Saved Treasures of Gaza“ führt den Besucherinnen und Besuchern einerseits die vielschichtige Geschichte Gazas vor Augen und erinnert andererseits daran, dass Kunst und Kultur ein Akt des Widerstands gegen die zerstörerischen Folgen des Krieges sein können. Die Ausstellung ist noch bis zum 2. November 2025  in Paris zu sehen.

Warum sind die Mosaiken von Gaza so bedeutend?

Gaza war im Lauf der Geschichte Schnittpunkt zahlreicher Zivilisationen – darunter Ägypten, Phönizien, Rom, Byzanz und das Osmanische Reich. Die in der Region gefundenen Mosaiken sind daher nicht nur aus künstlerischer Sicht von Bedeutung, sondern auch als Zeugnisse kultureller Wechselwirkungen. Szenen in frühchristlichen Basiliken spiegeln sowohl religiöse Ikonografie als auch das Alltagsleben der damaligen Bevölkerung wider. Kompositionen, die von geometrischen Mustern bis zu mythologischen Figuren reichen, belegen das technische Können jener Zeit.

Krieg und Zerstörung der Infrastruktur haben zahlreiche Mosaikböden und Wandpaneele in Gaza an den Rand des Verschwindens gebracht. Ihre Präsentation in Paris ist daher ein entscheidender Schritt – sowohl zur physischen Bewahrung als auch zur Schaffung weltweiter Aufmerksamkeit. Fachleuten zufolge sind Mosaiken nicht nur visuelle Aufzeichnungen der Vergangenheit, sondern Bestandteile eines gemeinsamen Menschheitserbes. Sie zu schützen bedeutet, nicht allein in die Zukunft Gazas, sondern in die Zukunft der Weltkultur zu investieren.

 

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